August 2015
Schon die Anreise war ein Abenteuer: es ging los mit dem Auto nach Amsterdam. Dann per Flieger nach Dallas, Texas. Dann weiter nach Miami. Dann endlich nach San José, die Haupstadt Costa Ricas.
Wir haben durch diese Gabelflüge natürlich lange gebraucht, um unser Ziel zu erreichen, es war aber auch sehr lehrreich. Zum Beispiel, dass die Einreise, auch bei Zwischenlandung, in die USA recht kompliziert sein kann. In den heutigen Zeiten bestimmt noch mehr...So hatten wir natürlich verpennt, ein ESTA Formular auszufüllen und machten das dann total panisch (mit 20 anderen, genauso verpeilten Passagieren an einem einzigen Computer). In Miami und Dallas dauerten die Kontrollen ewig lange..und bitte, wenn dort jemand vom Sicherheitspersonal euch fragt, wer euren Koffer gepackt hat, einfach sagen: "Ich". Der meint das todernst.
Auf jeden Fall kann man festhalten, dass wir in Dallas am Flughafen eines der besten Biere überhaupt getrunken haben. Immerhin!
Ueber Miami haben wir fantastische Fotos aus dem Flieger gemacht.
In San José haben wir in einem nicht beschreibenswerten Hostel nahe des Flughafens übernachtet, am Tag darauf unser Leihauto in Empfang genommen und sind losgefahren.
Achtung, fragt uns um Rat, wenn ihr auch ein Auto in CR mieten wollt, es ist sehr, sehr teuer…trotz Vergleichen, Verhandeln und Verzichten. Wir haben nämlich auf einen 4x4 und GPS verzichtet. Eine suboptimale Entscheidung...doch dazu später mehr.
Wir fuhren erst mal runter zur Südküste. Alles easy, gute Strassen, gute Beschilderung. In Tarcoles verbrachten wir eine Nacht in einem schönen Strandhotel. Der Sand war hier pechschwarz, die Strände menschenleer, ein Paradies! Wir haben in einem kleinen Strandhotel übernachtet.
Danach gings mit ein paar Zwischenstops in kleinen Dörfern (wir haben die Touristenhochburgen wie Jaco bewusst gemieden) zum Parque National Manuel Antonio. Er ist der bekannteste der vielen Nationalparks für die CR so berühmt ist. Es war wunderschön dort, aber auch irgendwie enttäuschend: die Wege sind gepflastert, die Touris trotten im Gänsemarsch herum, die Guides kosten ein Vermögen, nur damit man ein paar Faultiere sehen kann…
Der Strand ist ein Traum und wenn man ein bisschen weiter geht als alle anderen, findet man auch ein ruhiges Plätzchen.
Wir fuhren wieder zurück nach Puntarenas wo wir mit der Fähre übersetzten. Oje, hier bereuten wir, keinen SUV geliehen zu haben (die waren noch viiiiiel teurer!). Schotterpiste, Schlaglöcher, das ganze Programm...bei Regen kommt man dort wohl nicht durch. Wir kamen auch nicht sehr weit, weil in der Regenzeit viele Strassenabschnitte gänzlich überflutet sind. Es war dennoch den beschwerlichen Weg wert, weil wir so in Montezuma landeten. Ein kleines, buntes Dorf voller Hippies, Lebenskünstlern und Backpackern,.. Hier verbrachten wir 3 Tage, waren am Strand reiten, haben Pizza gegessen, sind durch die eine kleine Strasse geschlendert und haben den Strassenmusikern und Feuerspuckern zugeschaut. Wir haben dort eine sehr nette Deutsche aus Rosenheim (!) kennengelernt, hallo an dich, wenn du das hier liest. Weiss leider deinen Namen nicht mehr, ich hoffe du hattest noch eine gute Zeit im Surfcamp!
Dann fuhren wir weiter nach Santa Teresa. Ein Paradies für Surfer, aber auch nur für die…dieses Dorf besteht aus einer staubigen Strasse, durch die im Sekundenttakt Halbwüchsige mit Quads rasen und noch mehr Staub aufwirbeln. Sehr unangenehm!
Aber, wie immer, erinnern wir uns an etwas Positives: dieses urgemütliche Hostel, mit den wunderschönen Holzdielen und den Hängematten. Hier haben wir eins unser leckerstes Abendessen gehabt. Ja, ja, Reis mit Bohnen wie immer, aber aussergewöhnlich lecker! Lag vielleicht auch am exzellenten Rotwein, den wir aus Plastikbechern getrunken habe.
Und dann, ja dann…waren wir bereit für die Karibik!
Zwischenfazit CR: an diesem Punkt waren wir bereits ein bisschen genervt von diesem Land: alles war so teuer und die Menschen gar nicht mal so freundlich zu uns.
Wir fuhren dann über die Berge nach Limon. Hier dockte übrigens Christoph Columbus an von dem Costa Rica seinen Namen erhielt. Er landete 1502 auf Puerto Limón. Columbus nannte das Land wegen seiner vermuteten (aber tatsächlich nie gefundenen) Bodenschätze Costa Rica y Castillo de Oro (Reiche Küste und Goldene Burg).
Eine reiche Küste und eine goldene Burg? Haben wir nicht gesehen. Sondern das genaue Gegenteil: grosse Armut, viele Betrunkene, Kranke und Behinderte liefen durch die Strassen, sehr unheimlich!
Wir waren die Einzigen, die noch aufrecht gingen..wir haben dort zu Abend gegessen und wurden kolossal abgezockt! Eine Bude wie der ranzigste Mc Donalds, ekelhaftes Essen und dann 50 Dollar dafür berechnen! Wir fanden auch nur ein einziges Hotel, in dem wir mit geschlossenen Augen die Nacht überstanden. Schnell weg hier!
Wir waren froh, dass unser Auto noch heil war. Dann kamen wir nach 2 Stunden Fahrt endlich in dem CR an, das ich heute liebe und es so eigentlich nicht erwartet hatte.
Puerto Viejo und Cahuita
Wir waren in der Karibik! Wer Karibik sagt, sagt Reggae statt Salsa. Hier waren die Menschen echt entspannt, nett und sie haben uns das Gefühl gegeben, wirklich willkommen zu sein. Wir schliefen im Hostal La Ruka. Hier herrschte eine tolle Athmosphere: lauter bunt gemischte, offene Menschen, die gemeinsam gekocht, gegessen und gefeiert haben. Das Hostal wird von einem Amerikaner geführt, der entspannteste Typ überhaupt. So lernten wir, dass Faultiere nur vom Baum steigen um ihr Geschäft zu verrichten und dass sie unheimlich stinken und voller Läuse sind. Und vorher waren wir so daraus aus, eins zu sehen, haben teure Guides bezahlt und hier sassen sie auf jedem Baum!
Hier haben sogar die Hunde Rastas! Wir verweilten ohne je auf die Uhr zu kucken, recht lange in Puerto Viejo und haben wunderschöne Strände entdeckt, mit den Locals auf der Strasse Reggae getanzt und lecker gegessen.Im Nachbardorf gibt es auch wunderschöne Strände. Hier trafen wir auf die total abgedrehte Ekatarina aus Georgien, mit der wir eine memorable Nacht verbracht haben. Aber man soll ja auch ein paar Geheimnisse bewahren können;) auf jeden Fall hat sie uns ihr ganzes Leben erzählt und so erfuhren wir sehr viel über Costa Rica: sie wurde in einer Grotte auf dem Berg Sinaï schwanger (jaja, seht euch vor), verliess aber dann den Mann und wanderte mit ihrem dicken Bauch nach CR aus, weil sie gehört hatte, dass dieses Land kein Militär hat, das gefiel ihr:) da war sie also. Der Junge war 2015 fünf Jahre alt, Eka arbeitete mal hier mal dort. Sie sang uns an! Ja! Sie schmetterte aus vollem Hals "La Vie en Rose" von Edith Piaf und so lernten wir sie kennen. Ich denke noch oft an sie. Anscheinend ist sie wieder nach Georgien zurückgekehrt, weil das Schulsystem in CR so mies ist und weil sie wollte, dass ihr Sohn die georgische Sprache und Schrift lernt. In Cahuita gibt es viele Aussteiger, so auch eine Französin, die hier am Ende der Welt quasi, eine Kaffee- und Antiquitätenbar eröffnet hat und sich nebenbei um Strassenhunde kümmert.
Leider kamen dann ein paar total verregnete Tage und so zogen wir weiter.
Monte Verde
Nachdem wir das Auto zurück nach San José gebracht hatten, da es einfach zu teuer wurde, ging es mit dem Bus weiter in den Norden des Landes. Das Busnetz ist ganz gut ausgebaut. Man verliert nur sehr viel Zeit...
Wir waren jetzt an einem Punkt angekommen, an dem wir genug von Costa Rica hatten. Alles war so teuer und die Leute, bis auf die in der Karibik, gar nicht mal so nett. Man hat nicht das Gefühl willkommen zu sein, es gibt einfach zu viele Touristen. Man ist nur eine Nummer mit Portemonnaie.
Wir wollten dennoch nach Monte Verde um uns den Regenwald und die heissen Quellen in La Fortuna anzuschauen.
Monte Verde liegt hoch in den Bergen, es nieselt ständig, es ist kalt und das kleine Dorf scheint im Dauernebel zu liegen. Wir checkten in einem netten Hostal ein, aßen eine miese Pizza und buchten eine Tour durch den Regenwald. Wir haben uns die aufschwatzen lassen. Man sehe sonst gar keine Tiere ohne Guide...naja. Wir haben mit Guide, der 40€(!) bekam, gesehen:
Ein Baumblatt mit dieser Inschrift: Jaja, sehr mysteriös...alles nur Nepp und Schlepp..
Ein Insekt in Astform.
Eine Spinne ( ich glaube bis heute, dass das eine aus Plastik war und dass alle Touris die an der immer gleichen Stelle gezeigt bekommen.)
4 braune Hühner ("Oh wow, I've never seen them before, its extraordinary, you are so lucky, guys!") ja klar...
Einen grauen Vogel auf dem Display der Guide-Kamera.
Das wars. Unsere Gruppe bestand übrigens aus 8 Leuten, was so nicht ausgemacht war. Die anderen Touris haben sich ständig vorgedrängelt und laut geredet. Unmöglich, manche Leute. 8x20€ für eine Stunde. Das nenn ich mal lukrativ...
Hilfe. Wir waren echt enttäuscht. Am Abend redeten wir mit einem deutschen Pärchen, die waren etwas schlauer und hatten den Tag in einem anderen Regenwald verbraucht. Ohne Guide.
Lasst die Finger davon und sucht nach dem unbekannteren Regenwald.
Dann gings weiter nach La Fortuna. Es ist ein nettes Dörfchen und bekannt für seinen Vulkan und dessen heiße Quellen.
Den Vulkan El Arenal haben wir nicht zu Gesicht bekommen, zuviel Nebel. Es gibt dort teure Hotels, die künstliche Becken gebaut haben, um dort das natürliche, vom Vulkan erhitzte Quellwasser zu sammeln. Checkt lieber in einem kleinen Hostal ein und macht euch auf den Weg, per Taxi, zu den öffentlichen Quellbecken. Einfach den Taxifahrer fragen. Das ist viel sympathischer! Einheimische und Touristen nehmen sich ihr Picknick, naja, also eher die Getränke, meinte ich..mit und setzen sich ins heiße Wasser. Ein wunderschönes Erlebnis! Geht vor Sonnenuntergang hin, es gibt keine Beleuchtung! Es besteht auch Verletzungsgefahr, da man gerne stolpert im Dunkeln. Wir kraxelten hoch und fanden ein kleines Becken. Hier tranken wir Wein. Wie im Whirlpool! Wir haben in der Nacht so gut wie noch nie zuvorgeschlafen:) vom Wein und dem warmen Wasser tiefenentspannt.
Von La Fortuna aus kann man noch etliche Ausflüge buchen, aber man kommt auch ganz leicht über die Grenze nach Nicaragua. Wir hatten jetzt die Nase voll von CR und waren bereit für ein neues Land!
Nicaragua
Nicaragua ist eines der ärmsten Länder der Welt, das Pro-Kopf-Einkommen liegt unter 1$ pro Tag. Es ist noch grösstenteils komplett unberührt, manche Regionen sind nicht einmal über eine Strasse zu erreichen. Der Tourismus beginnt gerade erst sich zu verbreiten und das Land gilt als Geheimtipp. Die Nicas sind wundervolle Menschen, ganz anders als ihre verwöhnten Nachbarn. Sie sind noch so unschuldig, neugierig und offen gegenüber Touristen. Direkt an der Grenze wollte sogar eine Chica Emil vom Fleck weg heiraten! Die war ganz schön enttäuscht, als ich ihr sagte, dass ich seine „mujer“ sei.
Man merkt, dass das Interesse der Nicas nicht gespielt ist, sie freuen sich echt noch über den Besuch aus aller Welt.
Nicaragua hat eine bewegte Geschichte, erst seit ungefähr 2 Jahrzehnten scheint die Lage stabil. Wir haben keine einzige, negative Erfahrung gemacht und das Land als überhaupt nicht gefährlich empfunden! Geht bitte hin!
Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts ist Nicaragua unabhängig von Spanien und musste sich erstmal finden und aufrappeln. Es heisst, 50% der Bevölkerung seien Analphabeten. Was wir festgestellt haben, ist dass ihr Spanisch schwerer zu verstehen ist, als das der Costa Ricaner. Sie nuscheln und grammatisch schleichen sich auch schon mal hörbare Fehler ein.
Das Land litt jahrzehntelang unter dem kriminellen Somozo-Clan bis um 1980 die "Sandinisten" ihn stürzten.
Seit 2007 ist Daniel Ortega Saavedra Nicaraguas Präsident.
Dank seiner optimalen Lage wurde Nicaragua schon immer von den Grossmächten begehrt. Heute gibt es den Panama Kanal, der die Kontinente miteinander verbindet. 2016 wurde die Erweiterung des Panamakanals, der die zweitwichtigste Wasserstraße der Welt ist, eröffnet.
Als wir dort waren, hörten wir immer wieder die Leute sich über das wahnwitzige Projet eines reichen Chinesen beklagen: es soll eine Schifffahrtstraße quer durch Nicaragua gebaut werden. Die Menschen hier sind grösstenteils dagegen weil sehr viel Natur zerstört werden würde.
Der Präsident erhofft sich von diesem Kanal einen wirtschaftlichen Aufschwung seines Landes.
Das chinesische Unternehmen HKND will zwischen Atlantik und Pazifik einen Kanal von 278 Kilometer Länge bauen. Es könnten fünf Prozent des Welthandels auf den Meeren über den Nicaraguakanal abgewickelt werden.
Für das Megaprojekt müssen fünf Milliarden Kubikmeter Erdreich bewegt werden. Die Dimensionen dieses Projektes sind überhaupt absurd gewaltig: mehr als vier Milliarden Liter Diesel, 400.000 Tonnen Sprengstoff und Millionen Tonnen von Zement und Stahl für Kanalwände, Brücken und vor allem riesige Schleusen werden benötigt.
Der Bau des Kanals soll 50 Milliarden Dollar kosten. Offiziell ist die chinesische Regierung nicht an dem Projekt beteiligt. Hinzu kommt, dass der Bauherr Wang Jing viel Geld an der Börse verloren haben soll.
Viele Bürger halten das Projekt für utopisch. Rund 30.000 Menschen müssten wegen dem Bau des Kanals ihre Heimatorte verlassen...im Moment scheinen die Bauarbeiten zu ruhen, ich weiss nichts Aktuelles...
Augusto César Sandino, von dem ich eine Kette mit Originalmünze habe, wurde 1895 geboren und 1934 ermordet auf Befehl von der Nationalagarde des Diktators A. Somoza Garcia. Sandino wird in Nicaragua als Held gefeiert, ähnlich wie Che Guevara auf Kuba. Sandino hat gegen das US-Militär gekämpft, das seit 1909 das Land besetzte. Nach dem Abzug der Vereinigten Staaten von Amerika aus Nicaragua legten Sandino und seine Guerillakämpfer die Waffen nieder. Somoza lud Sandino unter dem Vorwand der Versöhnung zu sich ein, was sich allerdings als Hinterhalt herausstellte. Auf Veranlassung Somozas wurde Sandino am 21. Februar 1934 ermordet.
Die Somoza-Familie beherrschte das Land mit diktatorischer Eisenfaust bis 1979. Viele Regimegegner verschwanden in dieser Zeit spurlos…
Mit Costa Rica und Honduras gab es in den 40er und 50er Jahren Grenzkonflikte. Noch heute verabscheuen sich CR und Nicaragua. Beide sagen vom jeweils andern dass sie kriminell und korrupt sind. Die Grenzkontrollen sind deswegen wohl auch sehr streng!
Anastasio Somoza Garcia fiel 1956 einem Attentat zum Opfer.
Während Jahrzehnten holzten US-Firmen für ihre Bananenfelder riesige Urwaldgebiete ab. Edelhölzer, Gold und Silber wurden ins Ausland verscherbelt, ohne dass Nicaraguas Bevölkerung vom Gewinn etwas abbekam. Am 24. Dezember 1972, gab es ein Erdbeben in der Hauptstadt Managua, bei dem 10.000 Menschen starben. Angeblich floss der Großteil der internationalen Hilfsgelder für die Erdbebenopfer direkt in die Taschen der Somoza-Familie...
Ab 1977 festigte sich die Widerstandsbewegung der "Sandinisten" (nach dem alten Widerstandskämpfer Augusto César Sandino). Am 19. Juli 1979 wurde Somoza gestürzt - er floh nach Paraguay, wo er später in der dortigen Hauptstadt Asunción von Anhängern der marxistischen Gruppierung "Ejército Revolucionario del Pueblo" ("Revolutionäre Volksarmee") umgebracht wurde.
Wir kamen also an der Schwelle zu San Carlos an und mussten durch eine sehr strenge Grenzkontrolle. Die Soldaten fragten uns, ob wir Waffen oder Drogen dabeihätten und durchwühlten unser Gepäck. Als sie dann rausfanden, dass wir Luxemburger sind, waren sie sehr freundlich und haben gefragt, ob wir eine Fussballmannschaft haben. Haben wir. Sind die gut? äh, weniger...
San Carlos ist laut, schmutzig und bettelarm. Wir stiegen schnell in einen Chickenbus und liessen uns nach Granada bringen.
Nach 2 Wochen billiger Hostals gönnten wir uns ein Hotel mit Pool und Wellnessbereich.
Granada ist wunderschön und sehr schön hergerichtet, natürlich für die Touristen, das echte Nicaragua findet man eher in Léon, das viel authentischer ist.
Nach den grösseren Städten sehnten wir uns nach Meerluft (nach mehr Luft..im August ist es unerträglich heiss in Nicaragua. Hier regnet es auch viel weniger als im irisch-grünen Costa Rica.)
Wir fuhren wieder mit dem Chickenbus weiter nach Las Peñitas, ein Träumchen am Meer. Es ist ein ganz kleines Dorf, ohne protzige Hotels, nur Hostels, einer Pizzeria und ein paar Strandbars. Hier laufen unheimlich viele elendige Hunde herum…die Aermsten leider unter Flöhen und ernähren sich ausschliesslich von Fischresten. Hier schert sich niemand um Tierrechte: die grosse Armut erlaubt es nicht, die Menschen werden selber kaum satt. Die meisten haben ein Schwein, das die Abfälle isst und am Ende geschlachtet wird.
Hier empfehle ich euch Ryan (Kanadier) und sein Hostal „The Lazy Turtle“, hier ist es urgemütlich und er macht tolle Burger. Nebenan gibt es eine Pizzeria von einer Europäerin (weiss nicht mehr, welche Nationalität). Stattet auch dem Franzosen einen Besuch in seiner Strandbar ab und geniesst den wunderschönen Sonnenuntergang.
Hier ist auch die Insel Juan Venedo mit der Schildkrötenbabystation, die uns sehr am Herzen liegt. Das Palo de Oro EcoTourismo-Projekt wurde 2012 geschaffen, um den lokalen Familien einen sinnvollen Job zu geben und die vom Aussterben bedrohten, sehr selten gewordene Lederschildkröten zu schützen. Nicaragua ist so arm, dass die Menschen die Eier ausbuddeln und sie essen. Naja…bei uns essen wir Hühnereier, nur dass Hühner nicht auf der roten Liste stehen... Die Insel ist auch als Tageausflug von Leon aus gut zu erreichen.
Es ist eine Oase für zahlreichen Pflanzen-und Tierarten: Vögel, Reptilien, Wild, Opossums, Leguane, Krokodile und viele mehr.
Man kann am Eingang des Naturschutzgebietes, das aus fantastischen Mangrovenflüssen besteht, Touren buchen. Das Palo de Oro besteht aus dem Schildkrötenkindergarten, einem offenen „Restaurant“ und 4 Holzhütten, in denen man für 30$ übernachten kann. Als wir dort waren, waren wir alleine über Nacht dort. Wir sind auch stundenlang im Stockdunkeln den Strand entlang gelaufen, in der Hoffnung, eine Schildkrötenmama beim Ablegen ihrer Eier zu beobachten. Vielerorts, zum Beispiel, auf Tortuguero in Costa Rica, kann man och solche Ausflüge buchen, aber dort ist es Massentourismus. Hier waren wir mit dem Guide alleine, waren ganz leise und ohne Licht unterwegs. Haben wir das Naturwunder sehen können?
Ein anderer Blog würde jetzt alles als „supertoll“ und „das schönste Erlebnis meines Lebens“ (auch wenn’s gelogen ist) darstellen. Ich sag‘ die Wahrheit: wir haben nichts gesehen. Es gab in der Nacht ein Gewitter und dann warten die Schildkrötenmamas, bis die See sich beruhigt hat, um abzulaichen. Man kann also keine Garantie darauf geben, was ich gut finde, die Natur ist nun mal nicht da, um uns Menschen zu belustigen. Auf jeden Fall waren wir sehr gerührt über die Gastfreundschaft dieser bescheidenen Menschen. Wir haben nur eine Familie angetroffen, obwohl auf der Internetseite steht, man würde 13 Familien dort beschäftigen. Die Frau hat in einer windschiefen Holzbude einen leckeren, fangfrischen Fisch für uns zubereitet. Es war köstlich. Wir redeten lange mit ihnen und erfuhren, dass das Projekt auf der Kippe stehe, sie bekämen gar keine Unterstützung vom Staat.
Deshalb haben Emil und ich uns versprochen, auf jeden Fall noch einmal zurückzukommen und ihnen zu helfen. Wir würden gerne eine weitere Hütte bauen, Flyer auf Englisch und Spanisch drucken, weil es mangelt ihnen an Werbung und Sprachkenntnissen. Leider sprecher die Nicas nur Spanisch, nur einige wenige in den Städten können Englisch.
Wenn ihr Lust habt, unser Vorhaben finanziell zu unterstützen, könnt ihr das gerne hier tun. Wir versprechen, dass jeder Cent dort ankommt, wo er soll. Wir finanzieren auch nicht unsere Reise damit, sondern wollen das Material für die Hütten kaufen und die Flyer drucken lassen. Näheres erfahrt ihr hier auf der offiziellen Webseite. Ich habe Ryan kontaktiert, um zu erfahren, wie die Situation momentan ist. Leider wusste er gar nichts, nur dass es das Projekt anscheinend noch gibt, aber von der Familie weiss er nichts, was ich besorgniserregend finde, denn wenn er es nicht mal weiss, wer dann…? Sein Hostal liegt 2 km entfernt und er sollte eigentlich die Touren anbieten…auch die Webseite scheint nicht aktualisiert zu werden. Wir waren vor 2 Jahren dort, hoffentlich geht’s ihnen gut…wir wollen im Dezember hinfliegen.[paypal_donation_button]
Von Las Peñitas ging es weiter nach San Juan del Sur, hier tümmeln sich die meisten Touristen udn das Städtchen ist nicht weiter sehenswert. Nicht weit ausserhalb des Dorfes, gibt es eine wunderbare Pferderanch, die Rancho Chilamate, geführt von der engelhaften Blue, eine Kanadierin, die schon seit 30 Jahren hier lebt und die Ranch mit ihrem Mann gegründet hat, um misshandelte Pferde aufzupäppeln und den lokalen Familien Arbeit zu geben. Leider ist ihr Mann vor 10 Jahren bei einem tragischen Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Blue hält an ihrem Traum fest und führt die Ranch in stillem Gedenken und Liebe an ihn weiter. Sie ist eine so starke, bewunderswerte Frau. Sie bringt sogar den Locals Lesen und Schreiben, Englisch und Mathe bei und versorgt sie mit frischen Produkten aus ihrem Garten. Den Pferden geht es sehr, sehr gut.
Es gibt auch strikte Ruhetage, an denen es keine Ausritte gibt. Hier können auch Anfänger am Strand entlang galoppieren, ein tolles Erlebnis. Die Zimmerpreise sind hoch, besonders für Nicaragua, ich glaube 140$ für eine Nacht, die Ausritte kosten extra. Aber inklusive gibt es ein geniales Abendessen und alle Getränke, den ganzen Tag über sind gratis, dazu Blue, die muss man kennengelernt haben!
Hier verbrachten wir nur eine, aber sehr schöne Nacht.
Unser Urlaub neigte sich dem Ende zu. Ehe wir nach San José, CR (ja, wir hatten San José als Ankunfts-sowie Abflughshafen gewählt, weil die Flüge hier günstiger als nach und von Managua, Nicaragua sind), machten wir noch einen Abstecher zur Isla Ometepe. Der Name ist zusammengesetzt aus den Begriffen ome (zwei) und tepetl (Berg, Hügel), die sich auf die beiden Vulkane beziehen. Ein einzigartiger Ort! Die Insel ist weltweit die grösste Vulkaninsel in einem Süßwassersee. Die beiden Vulkane Concepción und Maderas kennzeichnen die Insel und gelten als Orientierungspunkte. Der Concepción ist einer der aktivsten Vulkane in Nicaragua. Die alte Lady spuckt regelmässig Asche und Rauch.
Ometepe fühlt sich irgendwie surreal an, weil es von dem riesigen See so isoliert wird. Man kommt mit der Fähre von Granada aus dorthin. Die Insel gilt als Oase des Friedens, was besonders sicht- und fühlbar wird, wenn man in der Permaculturefarm El Zopilote eincheckt.
Dank der nährstoffreichen Vulkanerde gedeihen Obst und Gemüse (und Tabak) bestens auf der Insel, so dass die Bewohner überwiegend autark leben. Hier verbrachten wir 3 wunderbare Tage. Die Farm liegt mitten im Wald, die Wege sind weit und steil. Hier leben und arbeiten Aussteiger und Hippies aus alles Welt. Einmal in der Woche gibt es die Pizzanight, für mich natürlich das Paradies auf Erden. Die Pizza wird in einem Holz-Steinofen gebacken und ist köstlich! Es gibt Baumhäuser und Plumpsklos. Geduscht wird unter freiem Himmel.
Leiht euch ein Fahrrad oder ein Moped aus und erkundet die Insel, sie ist wunderschön!
2010 wurde Ometepe von der UNESCO zur “Biosphere Reserve”erklärt.
Nach 4 aufregenden Wochen ging unsere Reise zu Ende. Ich empfehle euch Nicaragua noch vor Costa Rica. CR hat mehr Natur und Abwechlsung zu bieten, aber Nicaragua ist authentischer, günstiger und liebenswerter.